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Buchpräsentation "Fluchthorngeschichte(n)" von Reinhard Braxmaier

... anlässlich der Erstbesteigung des Fluchthorns vor 150 Jahren durch Franz Pöll und Johann Jakob Weilenmann am 12. Juli 1861
Was Social Event
Wann 12.07.2011
von 20:30 bis 23:00
Wo Galtür
Termin übernehmen vCal
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Lesung, wann: Dienstag, 12. Juli 2011, 20:30 Uhr
Lesung, wo: Alpinarium Galtür, Eintritt frei!


Am 12. Juli 1861 haben der St. Galler Kauffmann Johann Jakob Weilenmann und der Mathoner Schafhirte Franz Pöll den höchsten auf österreichischem Territorium liegenden Silvrettagipfel,  das Fluchthorn (3399 m), als Erste bestiegen.

Das war eine alpinhistorisch bedeutende Tat, wurde in dieser Zeit des „Goldenen  Alpinismus“, einige Jahre vor der Matterhorn-Erstersteigung durch Edward Whymper und seine Gefährten, der alpine Hochtourismus in den Ostalpen nur durch wenige Berg- und Gletscherfahrer“  praktiziert. J. J. Weilenmann, der Mitbegründer des Schweizer Alpenclub,  war einer ihrer herausragenden Vertreter.

Das Buch zeigt auf der Basis der veröffentlichten Originaldokumente von J. J. Weilenmann das Herantasten Weilenmanns an diese – für damalige Zeiten - schwierige Unternehmung auf.  Das Kennenlernen der beiden Alpinpioniere J. J. Weilenmann und F. Pöll bildet eine eigene kurze Geschichte, die von Umwegen und Überraschungen für Weilenmann gekennzeichnet war. Der eigentliche Besteigungstag, der 12. Juli 1861, begann bei gutem Wetter hoffnungsfroh für die beiden. Doch dann irrte sich der ansonsten so glänzende Alpenfahrer Weilenmann und hätte fast das Fluchthorn mit der um mehr als 200 m niedrigeren „Krone“, die dem Fluchthorn benachbart ist,  verwechselt.

Durch die heutige Betrachtung der Originalbeschreibung Weilenmanns und seiner ihm zur Verfügung stehenden Unterlagen, wie z.B. die damalige „Dufourkarte“, könnte es durchaus anders gewesen sein als Weilenmann in seiner „malerischen Darstellungsweise“  im Rahmen der Beschreibung „Ersteigung des Fluchthorns“ in seinem Hauptwerk „Aus der Firnenwelt“ (1872) kundtut.

Er, der weithin bekannte Gletscherfahrer, der oftmalige Alleingänger und Führerlose, hatte möglicherweise so großen Respekt vor dem „Horn“ , dass er nur unter ganz glücklichen Umständen den Weg zum Gipfel fand. Aus heutiger Sicht war es der Naturmensch, Schafhirte und Jäger Franz Pöll, der „Teufelskerl“, wie ihn Weilenmann und Andere beschreiben, der Weilenmann  als mit vielen Talenten bedachter , außergewöhnlicher Führer auf das Fluchthorn brachte. Ohne dessen damalige Fähigkeiten – besonders im tiefen Schnee und im exponierten Fels - hätte Weilenmann seinen „Traumberg“, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erreicht. Die dementsprechenden Faktoren werden in der Dokumentation aufgezeigt.

Damit wird auch das in der frühen Alpingeschichte weitgehend verklärte Verhältnis „Herr und Führer“ an diesem Beispiel aus heutiger Sicht dargelegt und beurteilt. Der erste Führer des Paznaun, wahrscheinlich Tirols, der Paznauner Franz Pöll, war seinen Kollegen – zumindest in den Ostalpen so weit voraus – dass er als einer der Nestoren der alpinen Bergführerschaft angesehen werden kann. Er begründete das Führerwesen im Paznaun, das einige Jahre später durch verschiedene Familienmitglieder der Bergführer- und Hüttenwirtsdynastie aus der Familie der Lorenz, die im Tal die „Balluner“  genannt werden, bis in heutige Tage weitergeführt wird.

Franz Lorenz der heute über 85jährige Senior der Galtürer Bergführer  und Althüttenwirt der Jamtalhütte zeigt in einem Zeitzeugen-Interview aufgrund eigener Anschauung und Erlebnisse, insbesondere die Entwicklung des Bergführerwesens seit den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts, auf.  Er erzählt aber auch sein Wissen zu Weilenmann und Pöll, das verschiedentlich interessante Überraschungen und Neuigkeiten birgt, die aus Weilenmanns Werken selbst nicht hervorgehen.

Doch auch lange vor Weilenmann und Pöll war das Fluchthorngebiet besucht. Neueste Untersuchungen von Archäologen zeigen die hohe alpenübergreifende Bedeutung des Fluchthorngebietes für Jäger und Hirten. Die älteste Alphütte im Alpenrund wurde hier gefunden. Ein Überblick zur Naturgeschichte des Fluchthornmassivs, insbesondere zu den  Gletscherverhältnissen Einst und Jetzt wird ebenso aufgeführt und mit den archäologischen und historischen Erkenntnissen in einen Zusammenhang gebracht.

Hätten Sie gedacht, dass kein Geringerer als Ernest Hemingway, der Literaturnobelpreisträger des Jahres 1954, in den 1920er Jahren in der Silvretta auf Skitour war und dabei auch die Jamtalhütte unterm Fluchthorn besuchte?  Ist es nicht spannend, dass ihm dabei Gewohnheiten früherer Jahrhunderte aus dem Gebiet überliefert wurden, die er später literarisch in „Ein Gebirgsidyll“ verwertete? Aber auch die Bedeutung des durch F. Pöll und J. J. Weilenmann in Gang gebrachten  Hochtourismus für die touristische Erschliessung der Silvretta und des Paznaun, sowie der daraus sich entwickelnde Skitourismus und Wintertourismus auf den beiden alpinen Unterkünften wie der Jamtal- und Heidelberger Hütte  wird in seiner historischen Entwicklung der Leserschaft näher gebracht.

Das außergewöhnliche Zusammenwirken von natur- und kulturräumlichen Gegebenheiten, das in dieser Vielfalt und Verflechtung in den Alpen in dieser Art anderswo nicht anzutreffen ist, macht diesen Grenzraum im Umkreis des Fluchthorns so einzigartig und bietet eine spannende Buchlektüre.

Rückseite Einband
Dieser Erinnerungsband zum 150sten  Ersteigungstag des Fluchthorns berichtet entlang unterschiedlicher historischer Quellen über diese alpinhistorisch bedeutende Bergfahrt und stellt sie in einen heutigen Rahmen. Darüber hinaus werden viele, auch aktuelle Zusammenhänge zur früh- und mittelalterlichen Geschichte, aber auch zum Geschehen im Fluchthorngebiet bis zur Gegenwart dokumentiert. Ergänzend werden verschiedene spannende natur- und gletschergeschichtliche Erscheinungen und Entwicklungen präsentiert und die verschiedenen Erkenntnisse miteinander verknüpft. Das außergewöhnliche Zusammenwirken von natur- und kulturräumlichen Gegebenheiten, das in dieser Vielfalt und Verflechtung in den Alpen in dieser Art anderswo nicht anzutreffen ist, macht diesen Grenzraum im Umkreis des Fluchthorns so einzigartig und bietet eine spannende Buchlektüre.

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