Walser Recht im Berner Oberland
An das Recht der «freien Walser» im Osten erinnert der Erblehensbrief der Walser auf Planalp über Brienz vom August 1306, der den Walsern die Freizügigkeit zugesteht. FRB IV/S. 269/Nr. 238 = Fontes Rerum Bernensium; Hans Kreis, Die Walser, S. 63; Paul Zinsli, Walser Volkstum, S. 301.
Der Erblehensbrief für die wohl schon um 1300 auf Planalp sesshaften Walser wurde im August 1306 ausgestellt. Belehnt wurden neun Männer, genannt Lötscher, mit ihrem «nachgeburn» Walther von Grindelwalt und dessen Sohn Jacob, die zweifellos auch Walser waren. Herr Chunrat von Bache, Burkhard von Meiringen und dessen Bruder Uolrich Bongarter überlassen den Siedlern «ir erda und ir gut, mit namen ze Briens die hofstatt, der man spricht die Wisa und den Berg Planalp, mit hüsren, und mit gedmern, mit wasen und mit zwien, mit holtz, velde matten, achern, gebuwen old ungebuwen, mit wasser, wasserleiti, mit weida, wegen,stegen...» Jeder kann sein Gut frei seinem Nachbarn auf dem Berg verkaufen.; «vindet er da nieman, so mag er es verkouffen einem andern Lötscherre, sim gnôse» oder sonst an Leute im Gericht Brienz. Sie haben weder Todfall noch Ehrschatz zu zahlen und keinen anderen Dienst zu leisten «uber den vorgescribnen Zins». Besiegelt wurde diese Urkunde von Herr Peter, Probst zu Interlaken und Peter von Turn «na der gewanheit, so di Lötscherra untz (bis) har sint under ime gesin». Ob diese Lötscherkolonisten aus dem Lauterbrunnental oder direkt aus dem Lötschental stammten, wissen wir nicht. Die Planalp dürfte kurz nach der Reformation als Dauersiedlung aufgegeben worden sein. Als das Fundament zum Kurhaus Planalp ausgehoben wurde, kamen bergseitig in etwa drei Meter Tiefe eine Treppe mit Steinstufen und ein Mauerrest zum Vorschein. Die Abwanderung ins Tal dürfte dadurch begünstigt gewesen sein, dass mit dem Vertrag von 1306 auch das Talgut «Wisa» in die Hände der Walser kam. Zu diesem Grundstück werden die Leute auf Planalp im Laufe der Zeit weitere im Tal erworben haben und sich, einer nach dem andern, in der Tiefe niedergelassen haben. Heute erreicht man die ehemalige Walsersiedlung Planalp mit der Zahnradbahn Brienz-Brienzer Rothorn.