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Der Simplon

Der wichtigste Alpenpass des Oberwallis. Stockalperweg und A9: mit 2008 Metern ü. M. einer der tiefstgelegensten Alpenpässe des Hauptalpenkamms. Zwei Männer haben für diesen Pass eine entscheidende Bedeutung: Kaspar Jodok von Stockalper und Napoleon. Der eine brauchte einen Alpenübergang um Geld zu verdienen, der andere aus militärischen Gründen. Der eine wurde reich durch den Simplon, der andere hat ihn nie gesehen. Beide jedoch haben die enorme strategische Bedeutung des Passes erkannt und ihn den Bedürfnissen der Zeit entsprechend ausgebaut (bzw. ausbauen lassen).

Und beide haben ihre Spuren hinterlassen: Stockalper mit seinen Bauwerken entlang des Weges, als Beispiel sei der Stockalperpalast in Brig gezeigt. Auch der von Stockalper angelegte Weg ist inzwischen rekonstruiert als Wanderweg zu benutzen. Von der Napoleonstrasse ist (fast) nur noch eines erhalten: die Linienführung. Die für den Autoverkehr ausgebaute Strasse folgt weitgehend der von Napoleons Ingenieuren angelegten Route.

1. Die Römerstraße

Wir sehen: Der Simplon hatte zu verschiedenen Zeiten eine enorme internationale Bedeutung. Geradezu beispielhaft lassen sich an der Geschichte des Simplon verschiedene Phasen der "Konjunktur" und "Rezession" eines Alpenpasses zeigen.  Menschen überquerten die Alpen in der Gegend des Simplon schon (fast) immer. Frühzeitliche Funde lassen eine prähistorische Nutzung möglich erscheinen, ebenfalls gibt es Indizien für römische Verkehrstätigkeit. Die mittelalterliche Geschichte ist weitgehend unbekannt, historisch belegt ist jedoch die Phase internationaler Bedeutung zwischen dem 13. und dem 15. Jahrhundert.

Simplon

Der Simplon war die kürzeste Verbindung zwischen den Champagner-Messen im Norden Frankreichs und den oberitalienischen Handelszentren, insbesondere Mailand. Im 16. Jahrhundert bedeuteten die Eschentaler Kriege sowie innenpolitische Wirren im Wallis das Ende des Säumerverkehrs über den Simplon.

 Simplon Hospitz

2. Die Via Stockapler

Nach mehr als einem Jahrhundert der Bedeutungslosigkeit folgte mit Kaspar Jodok Stockalper (1609-1691) eine neue Phase des Handels über den Pass. Stockalper konnte seine ökonomische Erfolge erreichen in einer Zeit, in der das ganze Wallis eine Blütezeit erlebte und auch politisch international bedeutsam war. Stockalper nutzte die internationalen Begleitumstände (30jähriger Krieg, Feindschaft zwischen Frankreich und Spanien) virtuos aus. Er verfügte über das Salzmonopol und besass viele Liegenschaften im Wallis und gelange so zu immensem Reichtum. Daneben belegte er in der Republik Wallis eine Vielzahl wichtiger Ämter. Er organisierte den Verkehr über den Pass neu, baute monumentale Gebäude (den Stockalperpalast in Brig, das alte Spittel, den Stockalperturm in Gondo) und hatte bis zu 200 Säumer in seinen Diensten. Aufgrund seiner Machtfülle wurde er auch "Roi du Simplon" genannt. (Der von ihm benutzte Saumpfad über den Simplon ist vor einigen Jahren rekonstuiert worden und kann als "Stockalperweg" erwandert werden, dazu später mehr.)

3. Die Napoleonstrasse

Auf ein Hoch folgt wieder ein Tief: Nach Stockalpers Entmachtung und seinem Tod verlor der Pass wieder viel seiner Bedeutung, bis der nächste bedeutende Mann in die Geschichte dieses Passes trat, Napoleon. Waren es bei Stockalper die ökonomischen Interessen, die im Vordergrund standen, so setzte Napoleon auf die militärische Bedeutung des Alpenübergangs. Er hat erkannt, dass der Simplon die kürzeste Verbindung zwischen Paris und Mailand ist und wollte dies für seine Expansionspläne nutzen. Im September 1800 befahl er den Bau, von 1801-1805 wurde die Strasse errichtet. Die Leitung des Baus hatte der Strassenbauingenieur Nicolas Céard und trotz aller Probleme mit den ihm unterstellten Ingenieuren, mit den Streitigkeiten zwischen den italienischen und französischen Arbeitern und Ingenieuren und mit der Topographie in der Gondoschlucht konnte das Werk am 9. Oktober 1805 eröffnet werden.

 Allerdings war dies zu spät für Napoleon, der für die Rückkehr von seiner Krönung als König Italiens den Mont Cénis wählen musste. Nach dem Ende des Napoleonischen Reichs übernahm das Wallis die Strasse. Sie galt in der damaligen Zeit als technisches Wunderwerk mit ihren Brücken, Galerien und mit ihrer Breite von mindestens 7,2 Metern: zu der ökonomischen kam nun auch eine touristische Bedeutung. Im 19. Jahrhundert erwuchs dem Simplon Konkurrenz durch weitere neu ausgebaute Passstrassen, allen voran der Gotthardpass. Doch viel grössere Konkurrenz kam durch die Bahn, durch den Gotthardtunnel und vor allem den Simplontunnel: Am 1. Juli 1906 fuhr der erste Zug durch den Simplon, in der Folge kam der Verkehr über den Pass fast zum Erliegen. Doch mit dem Aufkommen des automobilen Zeitalters änderte sich dies wieder einmal, heutzutage ist der Simplon dank neu ausgebauter Strasse ein beliebter Übergang für grosse und kleine Autos, zeitweise sehr zum Leidwesen der Radfahrer.

4. Die Nationalstrasse

Im Jahr 1958 wurde mit dem Bau der Nationalstrasse am Simplon begonnen und wie es schon Napoleons Ingenieur Ceard vorgesehen hatte (aber nicht gebaut wurde) schwingt sich die neue Strasse in einem eleganten Bogen durch die Hänge der Brigerbergs nach dem Schallberg, dort aber erst treffen wir auf das Paradestück dieser Passstrasse: die Ganterbrücke und einen leichten S überquert sie in hundert Meter Höhe den Ganterbach. Zwar wurde die Strasse schon 1975 eingeweiht, gebaut wird aber an dieser Strasse immer noch.

Bruecke
  
 Hier finden sie ausführliche Literatur zum Thema.

Quellen http://www.montivagus.de/chpsim.html#bild1 (9. 5. 06)

5. Der Tunnel

 2006: Hundert Jahre Simplontunnel

Der 1898–1905 und 1912–1921 zwischen Italien und der Schweiz erbaute Simplon-Basistunnel war lange Zeit mit 19,82 km der längste Gebirgstunnel der Erde. Am 19. Mai 1906 wurde der Eisenbahntunnel offiziell eröffnet. Die zweite Röhre wurde 1921 fertig gestellt. Bekannt wurde der Tunnel vor allem durch den bis 1977 durch ihn verkehrenden Simplon-Orient-Express.

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