Pschuuri
Am Aschermittwoch gleicht Splügen einem Ameisenhaufen. An allen Winkeln und Ecken erscheinen Schulkinder und ledige Mädchen, die im Nu wieder ins Dunkle untertauchen. Schuld an diesem Treiben sind die "Pschuurirolli", die ledigen Burschen, die in Felle gehüllt, den Aschensack gefüllt, den Jugendlichen nachstellen. Die Saumrolle, ein Ledergurt mit kugelförmigen Schellen besetzt, die die "Maschgärä" (Masken) um die Hüfte gebunden haben, verrät sie und gibt den Opfern einen kleinen Vorsprung, der meistens nicht genügt. Im ganzen Dorf laufen dann die Mädchen und Kinder mit russschwarzen Gesichtern herum, als wären sie von Beruf Schornsteinfeger. Bis zum Sonnenuntergang müssen sie alle "pschuuret" (geschwärzt) sein. Die Rezeptur, nach der die schwarze Aschenmasse angemacht wird, ist ein gut gehütetes Geheimnis, das nur eine kleine eingeweihte Gruppe kennt. Am Abend wandelt sich das Bild. Die Gefürchteten, nun als "Männli und Wibli" verkleidet, ziehen von Haus zu Haus, wo sie Eier heischen. "Männli und Wibli" bleiben bei den Besuchen in den Häusern der Dorfbewohner solange maskiert und verstellen die Stimme, bis der Hausherr die Jugendlichen erkennt. Oft kommt es vor, dass das Bettelpaar unerkannt in der Dunkelheit mit der gemachten Beute wieder verschwindet. Das Bettelresultat wird nun zu köstlichen Eierspeisen aller Art und Getränke zubereitet. Als Festspezialität gilt die "Resimäda", ein Trunk der aus Wein, Eiern und weiteren Zutaten hergestellt wird. Wenn das grosse Fest steigt, werden alle diese Köstlichkeiten umsonst den vielen Festgesellen und Freunden abgegeben. Der Überlieferung nach sollen diese Eierspeisen- und Getränke die heiratsfähige Jugend stärken und die Fruchtbarkeit dieser Generation und die der Felder fördern. In der Regel dauert der "Pschuuri" bis in die frühen Morgenstunden. | |