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Kultur | Anlässe und Feste | Tradition und Brauchtum

Tradition und Brauchtum

Zur Heimat gehören Tradition und Brauchtum, die bildhaft, sinnlich und unverwechselbar emotionsvoll Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft deuten helfen.

Was sind Bräuche?

Bräuche sind einem ständigen Wandel unterworfen. Je mehr sie gepflegt werden, umso eher passen sie sich dem Zeitgeist an.

Eine bedeutende Sinndeutung menschlicher Existenz erfolgt durch die Gliederung des Jahres. Die Menschen wiederholen ihre religiösen Anlässe im Jahresfestkreis. Die Themen sind Geburt, Leben, Tod, Auferstehung und das Leben der Vorbilder, der Heiligen. Besonders verehren die Walser die Heiligen Theodul, Nikolaus und Mauritius.

Wenige Bräuche sind heidnischen Ursprungs.

Gedanken zu Tradition und Brauchtum

 „Es muss feste Bräuche geben,” erklärt der Fuchs dem kleinen Prinzen (Antoine de Saint Exupéry: Der kleine Prinz), als dieser sich beim Versuch der Fuchszähmung unbeholfen anstellt. „Es wäre besser gewesen, du wärst zur selben Stunde wiedergekommen”, sagte der Fuchs. „Wenn du zum Beispiel um vier Uhr nachmittags kommst, kann ich um drei Uhr anfangen, glücklich zu sein. Je mehr die Zeit vergeht, um so glücklicher werde ich mich fühlen. Um vier Uhr werde ich mich schon aufregen und beunruhigen; ich werde erfahren, wie teuer das Glück ist. Wenn du aber irgendwann kommst, kann ich nicht wissen, wann mein Herz da sein soll ... Es muss feste Bräuche geben.” Und als der kleine Prinz fragt: „Was heißt fester Brauch?“, antwortet der Fuchs: „Auch etwas in Vergessenheit Geratenes. ... Es ist das, was einen Tag vom anderen unterscheidet, eine Stunde von den anderen. ... Sonst wären die Tage alle gleich ...”

Und der Fuchs hat dem kleinen Prinzen erklärt, dass zum Brauch die Vertrautheit gehört, die Verlässlichkeit, der gleiche Zeitpunkt.

Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832) resümiert:

„Wer nicht von dreitausend Jahren
sich weiß Rechenschaft zu geben,
bleib im Dunkel unerfahren,
mag von Tag zu Tage leben.“

Der Volkskundler Wilhelm Heinrich Riehls mahnte 1804: „Ein Volk muss aussterben, wenn es nicht mehr zurückgreifen kann zu den Hintersassen in den Wäldern, um sich bei ihnen neue Kraft des natürlichen rohen Volksthumes zu holen.“

Einer, der nachweislich nicht für traditionsorientiertes Denken stand, war Bertold Brecht: „Aber wer den großen Sprung machen will, muss einige Schritte zurückgehen. Das Heute geht gespeist durch das Gestern in das Morgen.”

Es bedarf einer Kultur der Erinnerung und Vergegenwärtigung, die den einzelnen lehrt, hinter die Dinge zu schauen, sich mit Oberflächlichkeiten nicht zufrieden zu geben. Brauchtum und Traditionen werden nicht um ihrer selbst willen geschätzt, sondern wegen ihres verborgenen Kerns, ihrer Botschaft. (Manfred Becker-Huberti)

Wer keine Tradition hat, hat auch keine Zukunft. Wer nicht weiß, woher er kommt, weiß in der Regel auch nicht, wohin er will.

Es ist und bleibt spannend, heute verantwortlich an den geistigen und geistlichen Fundamenten für morgen zu bauen.

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