Religiöse Architektur in Vallorcine
Kirche und Lawinenschutzmauer („tourne“ oder „turne“)
Lokalisierung und Beschreibung: die Kirche von Vallorcine befindet sich in der Ortschaft le Clos außerhalb des Dorfes und unterhalb eines bedeutenden Lawinenhanges. Deswegen ist sie durch ein großes Mauerwerk geschützt. Diese Mauer hat die Form eines Sporns, um die Lawinen zu teilen.
Material: verschiedene Gesteine wurden für die Schutzmauer verwendet (Granit, Gneis und Microgranit), Magmatite aus dem Rand des Granitmassives von Vallorcine.Bewunderswert sind die Einfassungen der Kirchenfenster. Für den Kirchenbau schaffte man von überall Kalk her, vo allem aus Saix Blancs. Die Einwohner von Jeurs in der Schweiz gaben dafür ihr Einverständnis für einen Kalkhofen in Esserts.
Geschichte: zwischen der heutigen Ortschaft Siseray und die Kirche befand sich ein Dorf, welches von mehreren Lawinen im 16. und im 17. Jahrhundert zerstört wurde. 1594 wurde auch die Kirche teilweise durch eine Lawine beschädigt. Erst im Jahre 1693 wurde entschieden, dass sie am selben Ort wieder aufgebaut werden sollte. 25 Jahre später wurde zu ihrem Schutz eine imposante Mauer gebaut, die drei Meter hoch und vier bis fünf Meter dick ist. Dies ist die berühmte tourne (oder turne) in Form eines schützenden Sporns, der die Lawine entzwei teilt. Die Mitglieder der Pfarrgemeinde haben dabei mit 4500 Arbeitstagen ein unglaubliches Gemeinschaftwerk geschaffen. Auch die Reparatur der Kirche kam durch gemeinschaftliche Hilfe zustande. Zwischen 1754 und 1756 wurde daran 1000 Stunden gearbeitet. Das Baumaterial wurde von den Helfern zu Fuß herbeigeschafft. In den Jahren 1843 und 1844 wurde in Posettes Kalk gewonnen, um das Kirchturm zu reparieren und die ganze Kirche neu zu verputzen.
Besonderheiten: Die Kirche
in Form eines Kreuzes war innen bis 1955 im Barockstil gestaltet.
Die meisten schmückenden Kunstwerke sind nicht mehr vorhanden. Links vom Chor kann man eine Orgel aus Lärchenholz bewundern. Sie wurde von dem einheimischen Handwerker Camille Ancey gebaut und 1974 eingeweiht. Der Christus hinter dem Chor wurde von Henri Dunand geschnitzt, der Altar und das Taufbecken sind von Francis Dunand, beide aus Vallorcine. Früher tagte der Gemeinderat im Erdgeschoss des Pfarrhauses unter der Pfarrerwohnung. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurden öffentliche Bekanntmachungen am Ausgang der Kirche ausgehängt. Die Dokumente des Gemeindearchivs wurden im Glockenturm aufbewahrt. Heute ist ein Stück der Lawinenschutzmauer zusammengebrochen. Um die Reperatur zu ermöglichen, möchte Vallorcine, dass die Kirche und die Mauer unter Denkmalschutz gestellt werden. |
Die Kapelle von Montets:
Ortsbestimmung: Am Rande des alten Postkutschenwegs links bergauf, etwas oberhalb von Buet.
Beschreibung: Auf einer Lichtung, die als Vorplatz angelegt ist, steht eine Statue der Heiligen Jungfrau Maria, die ihren Sohn Jesus im Arm hält und sich an einen Felsen lehnt. Die Kapelle „Zu den sieben Schmerzen Marias“ erinnert an die Leiden Muttergottes, von der Geburt bis zum Tod ihres Sohnes.
Material: Der darunter liegende Fels ist Granit des Mont Blanc, der von eiszeitlichen Überresten (Moränesteinen) bedeckt ist.
Geschichte: Der Begründer dieses Bauwerks ist Hochwürden Michel Carrier. Er wird in Aufzeichnungen über einen Besuch der Diözese Genf am 31. August 1702 erwähnt. Die Kapelle wurde 1938 restauriert. Dieses Ort war ein beliebtes Ziel vieler Pilger. Oft kamen Prozessionen aus Argentière. Die mündliche Überlieferung besagt, dass man eine Kirche bauen wollte. Es gab dort auch eine Vertiefung, die mit Wasser gefüllt war.Das Wasser kam aus einem weiter oberhalb gelegenen Moor. Man sagt, dass manche Glaübigen sich dort Augen und Wunden gewaschen haben. Auf einem Schild steht, dass „viele Gnaden und Heilungen von der Heiligen Jungfrau der sieben Schmerzen and dieser Stelle erbeten und erhalten worden sind“.