Gibt es eine Walser Tracht?
Was bedeutet der aus der Romantik stammende Begriff „Volkstracht“? Sicherlich nicht die „dem Landvolk ureigene und von ihm selbst geschaffene Kleidung seit altersher“, wie manche Quellen künden. Denn Tracht lebt und ist auch dem allgemeinen Wandel der Zeit unterworfen, wenn sie deren schnellem Wechsel auch nur langsam und bedingt gefolgt ist. Die ältesten Trachtendarstellungen findet man auf Grabsteinen der romanisierten keltischen Vorbevölkerung. U.a. trugen die Frauen in Rätien bis in das 6. Jahrhundert eine „Modius“ genannte Kopfbedeckung. Die schwarze, fein gefältelte Juppe geht auf den Tragmiederrock des Mittelalters zurück. Der nur an Trägern (Achselbändern) befestigte Rock, der bis unter die Achsel, aber auch nur bis zur Hüfte reichen konnte, zählt zu den Urformen weiblicher Kleidung. Die Hochtailligkeit der Kleinwalsertaler Frauentracht war im frühen Mittelalter häufig. |
Somit sonderte sich mit der bürgerlichen Tracht auch die bäuerliche von der höfischen Mode ab. Scharf umrissen traten die Gegensätze zwischen ländlicher und städtischer Tracht erst zutage, nachdem die Französische Revolution 1789 alle ständischen Unterschiede aufgehoben hatte. Die große Freiheit wurde begrüßt und dem Trachtenleben nutzbar gemacht. Endlich war es erlaubt, Farben nach Belieben zu tragen und mit Gold das eigene Standesbewusstsein zu heben. In der Zeit zwischen 1780 und 1830 entwickelten sich die so genannten Taltrachten, außerhalb der Täler die Regional-, manchmal auch die Lokaltrachten. Dabei besteht das ungeschriebene Gesetz, dass die einzelnen Talschaften streng darauf achten, dass von ihren Eigenarten nichts in andere Regionen übertragen oder übernommen wird. Die Tracht wurde zur Demonstration von Identität, sie fungiert als Zugehörigkeitsausweis und gilt noch heute als Identitätssignal nach außen. (Text nach einer Einführung zur Vorarlberger Trachtenmappe von Dr. Paul Rachbauer) Die Trachten der Walser sind lebensfroh, bunt und vielfältig. |