Mundartprobe Ried-Brig (Wallis)
Mundartprobe: Ried-Brig
Bauernwerk
Am Morgen, wenn noch der Mond scheint, geht der Bauer auf die Wiese um zu mähen. Das Heu ist reif. Um sechs Uhr weckt er seine Frau aus dem tiefen Schlaf. Sie kämmt sich, flicht ihr Haar und geht in den finsteren Keller. Da holt sie Butter, Käse und Kartoffeln und kocht danach in der Küche das Frühstück. Sie trinken Milchkaffee und essen Brot und Butter dazu. Danach fängt die schwere Heuerarbeit an. Zuerst muss man die Mahden aufstreuen, später wird das Heu zusammengerecht und eingetragen und auf dem Heustock mit der Gabel erneut aufgestreut.
Gegen Abend nimmt der Mann den Rückenkorb über die Achsel und geht auf die Alpe (Maiensäss) hinauf. Da ist noch Frühling. Die Murmeltiere pfeifen, die Alpenrosen blühen schon, aber in den Gräben liegen noch Schneereste von den Lawinen; im Winter hat es viel geschneit und gestürmt (Schneestürme). Der Bauer ist aber müde geworden und setzt sich ein Weilchen auf das Bänklein um auszuruhen und ein Pfeifchen zu rauchen.
Püüruarbeit
Am Morgu, we nu der Maanot schiint, geit der Püür uf d Matte fer ga z määju. Ds Heww ischt ripfs. Um säggschi weckt är schiini Frow us dum teifu Schlaf. Schi sträält schich, tretschot iro Haar und geit inu fiischteru Chäller umbri. Da reichotsch Aicho, Chääs und Häärpful und grächot de iner Chuchi ds Früoschtuck. Schi triichunt Milchkaffe und ässunt Brot und Aicho derzüo. De faat de d schwäär Hewwerarbeit a. Z eerscht müoss mu d Made woorbu, spääter zämurächu, iträägu und uf dum Hewwschtock wider mit der Gablu zerzettu.
Gägu Aabund nimmt de der Ma di Tschifra uber d Aggsla und geit uf d Alpa umbrüf. Da ischt no Üstag. D Murmolte pfiiffunt, scho bljejuntd Alpuroose, aber in de Gräbu liggunt nu Räschte va de Lowwinu; äs het im Winter vil gschnüt und giguxot. Hibsch is jetz da umbrüocha. Der Püür ischt aber miede chu und setzt schi jetz us chleis Schutzji uf du Bäich fer z hirme und fer us Pfiiffoggji z röiku. Othmar Kämpfen, 1933; Ried-Brig