Grengjer Tulpe
Grengjer Tulpe Tulipa grengiolensis
Das Vorkommen von Tulipa grengiolensis beschränkt sich momentan nur noch auf die Gemarkung des Dorfes Grengiols im Untergoms.
Ihre Herkunft liegt noch im Dunkeln. Vermutlich sind es Nachkommen von vor Jahrhunderten eingeführten, nicht mehr festzustellenden Arten. Deshalb werden sie von einigen Wissenschaftlern als Form der Tulipa gesneriana angesehen. Im Volksmund hiessen sie früher Römertulpen.
Erst 1946 wurde der Botaniker Eduard Thommen auf die Spezialität von Grengiols aufmerksam und benannte sie dementsprechend. Tulipa grengiolensis gibt es in zwei Formen, eine mit reingelben und eine mit rotgestreiften oder rotgeränderten (teilweise fast ganz roten) Blüten.
Ein auffallendes Merkmal ist der Unterschied der Staubbeutel. Die roten oder teilweise roten haben fast schwarze und dazu noch einen kleinen oder grösseren schwarzen Fleck in der Blütenmitte. Bei der gelben Form sind sie strohfarben. Der Gesamteindruck der Grengjer Tulpe entspricht schon mehr dem von langstieligen, schlankgeformten Gartentulpen, mit denen sie auch in den Gärten und auf demFriedhof von Grengiols zusammen anzutreffen sind. Die Grengjer Tulpe war dem Aussterben nahe. Zu ihrer Rettung bedurfte es des Einsatzes des Walliser Naturschutzes. Seit 1996 bemüht sich eine ortsansässige Tulpenzunft mit ihrem Präsidenten Dr. Alex Agten um die Erhaltung und Vermehrung ihrer Heimattulpe. Die rote und gelbe Farbe der Tulpen entspricht zudem denen des Wappens von Grengiols. Die Grengier Tulpen tauchen auch gemischt auf. Siehe Bild: Im Vordergrund eine reingelbe Grengier Tulpe. In Roggenäckern.
Prekär ist für diese Tulpe, dass sie ausser den Exemplaren, die in die Gärten und auf den Friedhof geholt wurden, nur in den kleinen typischen Walliser Roggenäckern wuchs. Dort blühten sie Ende Mai, bevor sich der Winterroggen bestockte und waren längst abgestorben, wenn im Spätsommer gepflügt wurde. Dadurch wurden erst noch die Brutzwiebeln im Boden verteilt. Auch das hat sich drastisch geändert. Statt Winterroggen werden allenfalls noch Kartoffeln angebaut, und dafür wird der Boden mitten in der Tulpenvegetation bearbeitet. Andere Roggenäcker wurden in Wiesen oder Weiden umgewandelt, die Folgen sind die gleichen wie bei den Weinberg Tulpen: Sie kommen nur noch selten zum Blühen.
1988 blühten auf der seit Jahren brachgelegenen Kalberweid oberhalb der Kirche nur noch 400 gelbe Grengjer Tulpen. Noch schlimmer stand es um die Roten. Ihr grösstes Refugium, Moosji oberhalb der Bahnstation, wurde überbaut. Nur wenige Tulpen waren auf Wiesen und in Gärten übriggeblieben. Damals rettete die Mutter des erwähnten Dr. Agten einige Tulpenzwiebeln und pflanzte sie in ihren Garten.
Die Kalberweid wurde vom Walliser Naturschutzbund, jetzt Pro Natura, erworben und vom Staatsrat zum Naturschutzgebiet erklärt. Seit 1994 wird dort wieder gepflügt, Winterroggen gesät und Tulpen gesetzt. Damit ist das Überleben dieser Tulpen, die keinen wirtschaftlichen Nutzen versprechen, aber noch nicht für immer gesichert.