Großes Walsertal
Blons
Besiedelung im
Hochmittelalter durch Bauern aus dem Walgau; daher viele rätoromanische
Flurnamen. Im 14. Jhdt. Ansiedlung von Walsern. Das Streusiedlungsgebiet
zwischen St. Gerold und Sonntag wurde früher häufig "Berg Plons", im
15. Jhdt. auch "Pläns" oder "Plans" genannt. Nach Erbauung
einer eigenen Pfarrkirche (1687) seit 1689 selbständige Pfarrei. Mit Auflösung
der Herrschaft von St. Gerold wurde Blons 1806 auch selbständige politische
Gemeinde. Wiederholt war Blons von Lawinenkatastrophen betroffen. Ärgste
Zerstörungen durch Lawinen geschahen in den Jahren 1497, 1717, 1853 und 1954.
In der Nacht vom 11. zum 12. Jänner 1954 wurden durch Lawinen 29 Häuser, 56
Ställe und weitere 30 Gebäude zerstört und dabei 57 Bewohner getötet. Im selben
Jahr wurde mit dem Wiederaufbau der Bergbauernhöfe, der Anlage von Güterwegen
sowie mit umfangreichen Hangverbauungen und Aufforstungen in den
Lawinenabbruchgebieten begonnen.
Fontanella
Bis zu Beginn des
14. Jahrhunderts war das Gebiet um das Zafernhorn, das Türtschhorn und die
Blasenka eine unwirtliche Wildnis. Der Ortsname und andere romanische Flurnamen
lassen jedoch darauf schließen, dass zumindest Teile des heutigen
Gemeindegebietes schon in der Zeit der rätoromanischen Besiedlung als Alpen und
Jagdgründe genutzt worden sind. Der Name "Fontanella" ist offenkundig
romanisch und leitet sich ab von fontana = Quelle oder Brunnen, Verkleinerungsform
fontanella = Brünnlein. Der Ortsname ist demnach von der ca. 200 m südlich der
Säge entspringenden Heil- und Schwefelquelle abgeleitet bzw. übernommen. Sie
war schon den Romanen bekannt. In einer Urkunde aus dem Jahre 1405 ist vom "Schwebel
gen den Seeberg" die Rede.
Die Schreibweise des Ortsnamens änderte sich im Laufe der Zeit des öfteren, im
Jahre 1363 wurde er erstmals urkundlich erwähnt. Er lautete "Alb
Funtanell", und 1400 "Funtanella", 1453 "Funtanellen",
später auch "Fatnell, Vatnellen, Vontnellen" und "
Vantnellen".
Wie in vielen Walsergebieten erfolgte die Besiedlung "von oben nach
unten". Nachdem sich die Walser - über das Laternsertal und den Furkapass
kommend - in Damüls niedergelassen hatten, besiedelten sie auch die südseitigen
Hänge des heutigen Fontanella. Das aus den ursprünglichen Alpsiedlungen Ugen,
Damüls und Fontanella vereinigte Gemeinwesen bestand durch beinahe 500 Jahre
als selbständiges Gericht, das "Obergricht".
Raggal
Der Ortsname Raggal
ist romanischen Ursprungs und stammt aus vorwalserischer Zeit. Der Name lässt
sich vom romanischen "runcar" (roden, reuten, abholzen) ableiten. Es
gibt viele rätoromanische Flurnamen. Garfülla, Gavadura, Faludriga, Falazera
sind eindeutig romanischen Ursprungs. Die deutsch sprechenden Walliser gaben
ihren neuen Rodungsplätzen auch deutsche Namen: Wies, Sandbühel, Ahorn, Tönis
Boden, etc. Zum Gemeindegebiet von Raggal gehören auch die Siedlungsbereiche
von Marul (abgeleitet von Mure: Bergsturz, Erdrutsch), Plazera und Litze.
Raggal ist mit 41,68 km² die zweitgrößte Gemeinde des Tales.
Rund ein Viertel des Gemeindegebietes befindet sich im Besitz des Barons von
Gemmingen aus Friedenfels in Deutschland. Er kaufte zu Beginn des 20.
Jahrhunderts etliche Alpen und Gutshöfe im Marultal. Zufolge verschiedener
Forschungen war das Gebiet schon vor der Einwanderung der Walser bewohnt und
ganzjährig besiedelt. Nach einer Inschrift im Turmkopf der Pfarrkirche soll
bereits um 1031 ebendort ein Turm mit quadratischer Grundfläche gestanden sein.
1138 wurde die erste Kapelle geweiht. In Marul sollen sich der Überlieferung
nach zwei Siedler die Betriebsflächen geteilt haben, Simon Spindler und Peter
Thegen. Noch heute ist der geradlinige Grenzverlauf der "Zweiteilung"
vom Marulbach zum Bergkamm ersichtlich. 1586 wurde Raggal eine eigene Pfarrei. Die
Kirchenpatrone sind Nikolaus und Theodul. Der Siedlungsbereich gehörte vorher
zur Mutterpfarre St. Martin in Ludesch. 1796 wurde Marul eine eigene Kuratie -
eine seltene kirchenrechtliche Konstruktion, die stets unter der Patronanz
einer Mutterpfarrei stand. Kirchenpatronin ist die Hl. Katharina.
Sonntag
Bald nach 1300 haben hier die ersten Siedler, die Walser, gerodet und
ihre Höfe aufgebaut. 1621 zählte man hier 69 Wohnstätten. Von 1397 bis
1806 hielt der Ammann des "Unteren Walsergerichtes zum Sunnentag und uf
Raggol" mit seinen Beischöffen in Garsella Gericht. "Zum heiligen
Sunnentag" bestand bereits im 14. Jhdt. eine Kapelle. 1406 wurde eine
Kuratie, spätestens 1457 eine selbständige Pfarrei eingerichtet. Im
weit abgelegenen Buchboden, das gemeindepolitisch zu Sonntag gehört,
wurde 1638 die erste Betkapelle erbaut. 1687 wurde eine Kirche
errichtet. 1710 wurde Buchboden eine selbständige Pfarrei. In
Rotenbrunnen war um diese Zeit bereits ein Badhaus vorhanden. Es war
bis 1804 im Besitz des Stiftes Weingarten. In dem von Natur aus stark gegliederten Siedlungsgebiet sind die
Möglichkeiten für die weitere Ausdehnung der Besiedlung eng begrenzt.
Wo in Gefahrenbereichen gebaut wurde, entstanden wiederholt arge
Lawinenschäden, z.B. in den Jahren 1526, 1689, 1731, 1806 und 1954.
St. Gerold
St. Gerold liegt auf
der Sonnenseite im Vorderen Großen Walsertal. Über zwei Wohnberge zerstreut,
lebt ein Teil der Bewohner von der Landwirtschaft. Der größere Teil ist jedoch
gezwungen, als Pendler im nahen Walgau zu arbeiten. Zwei Gastbetriebe, die
Propstei und einige Privatvermieter sorgen für einen sanften Tourismus. Ein gut
beschildertes Wegnetz steht dem Wanderer sowohl im Tal wie auch auf den darüber
liegenden Alpen zur Verfügung.
Das Wappen verweist auf die Besiedlungsgeschichte der Gemeinde. Der erste
Siedler war um die Jahrtausendwende der Einsiedler Gerold. Über seinem Grab
entstand ein Kloster, in dessen Umgebung sich bald Rätoromanen ansiedelten. Die
Person Gerold auf der linken Wappenhälfte verkörpert diese Epoche. Der
Steinbock auf der rechten Wappenhälfte ist das Symbol der Walser. Im 14.
Jahrhundert rodete und besiedelte dieses Volk die noch freien Fluren und
verdrängte allmählich die Romanen. Die deutsche Sprache setzte sich durch.
Thüringerberg
Thüringerberg ist eigentlich ein altes rätoromanisches Siedlungsgebiet
am Eingang des Großen Walsertales. Bereits 831 wird der Name
"Montaniolos" urkundlich genannt. Im 9. Jhdt. ist Grundbesitz des
Klosters Pfäfers nachweisbar. Ab dem 13. Jhdt. werden Besitztümer des
Klosters Weingarten erwähnt. Im 13. Jhdt. wurde nahe der Gemeindegrenze
zu Thüringen die "Veste Blumeneck" erbaut. Sie ist heute eine Ruine.
Die Streusiedlung von Gapiescha und Innerberg wurde ab dem 14. Jhdt.
durch die Ansiedlung von Walsern erweitert. Von 1628 bis 1635 wurde die
Kapelle auf Parplons und von 1782 bis 1783 die jetzige Pfarrkirche
erbaut. Ab 1786 war Thüringerberg Expositur von Thüringen, ab 1853 eine
eigenständige Pfarrei.
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