Obersaxen, die "Walserinsel" im romanischen Sprachraum
Ein- und Zuwanderung der Walser Im 12./13.Jahrhundert zogen deutschsprechende Walliser hierher. Ihre Herkunft kann für Obersaxen durch keinen Freiheitsbrief erhärtet werden. Für die Ansiedlung von Walsern spielte das Kloster Disentis eine bedeutende Rolle, denn im 13. Jahrhundert erstreckte sich dessen Herrschaft vom Rhonegletscher bis zum Petersbach in Obersaxen. Alte Klosterchroniken berichten, dass Mönche und Äbte aus dem Wallis in Disentis wirkten. Im Jahre 1213 habe nur noch ein nichtwalserischer Mönch im Konvent gelebt. |
Anno 1288 schloss das Kloster Disentis in Urseren ein Bündnis mit fünf Walliser Adeligen, lombardischer Abstammung, die damals im Goms als Lehensherren des Bischofs von Sitten auftraten. Diese Lehensherren und das Kloster waren daran interessiert, neues, alpines Land roden und urbar machen zu lassen, um ihre Stellung und die Kontrolle der Alpenübergänge zu sichern. Hier könnte man einwenden, dass Obersaxen nicht an einem Alpenübergang liege. Es ist aber bekannt, dass auch die Obersaxer zu den Viehmärkten nach Bellinzona (Belenz) und Lugano (Lauis) zogen. Sie benützten dafür nicht nur den Lukmanier, sie hatten im „alten Lugnezerweg“ oder „Nallpass“ über den Sattel bei Alp Nova eine Verbindung nach Vrin, Diesrut- und Greinapass. Noch 1730 nimmt das Oberaxer Landbuch Bezug auf eine frühere Seuche, die unter anderem ein Marktfahrverbot nach Vrin verursachte.
Obersaxen wird also eine der frühesten, wenn nicht die älteste der noch existierenden Walsersiedlungen Graubündens sein. Gewiss machten die Walliser, mindestens teilweise, zuerst Station im Urserental. Urseren pflegte eine lange und dauerhafte Beziehung zu Obersaxen. Noch 1519 wird dies ersichtlich, als nach Rechnungsbuch von Urseren der dortige Ammann der Kirche in Obersaxen einen halben Gulden schenkt.
Ein anderer Umstand deutet auf direkte Kontakte zwischen Obersaxen und dem Wallis hin und könnte die länger andauernde Zuwanderung mitbegünstigt haben. 1398 heiratete Landvogt Guitschart von Raron die Witwe Margaretha, geborene von Rhäzüns, die ihrem Gatten einen Teil der Güterzinsen von Obersaxen einbrachte.
Damals war Obersaxen schon mindestens hundert Jahre lang der Herrschaft Rhäzüns zinspflichtig und blieb es bis 1819. In diesem Jahr ging dann der zur damaligen Zeit von Österreich verwaltete Rhäzünser Besitz an den Kanton Graubünden über. Obersaxen kaufte sich um das zwanzigfache des jährlichen Hofzinses mit 4400 Gulden an die Kantonskasse los und frei.
Im Zusammenhang mit der oben erwähnten Seuche wird auch berichtet, dass die „Altvordern“ im Wallis ein St. Joderheiligtum (Reliquie) holten, das sich in der Wetterglocke befinde. Bischof Theodul wird in den Weiheurkunden der Pfarrkirche in Meierhof 1441, 1473 und 1500 auch als einer der Seitenaltarheiligen aufgeführt.
Literatur
T.Abele/M.Ettlin, Jahresheft Pro Supersaxa - Obersaxen
Martin Bundi, Zur Besiedlungsgeschichte Graubündens im Mittelalter, Chur 1982.
M.Ettlin-Janka, Obersaxer Wörtersammlung, Buochs 1995.
P.Iso Müller, Geschichte der Abtei Disentis, Zürich 1971.
Enrico Rizzi, Geschichte der Walser, Chur 1993.
Internet
www.prosupersaxa.ch
(Quelle: www.obersaxen.ch)