Walservereinigung Graubünden
Das Jahr 2008 war für die Walservereinigung Graubünden ein Jahr des Übergangs. Einerseits wurde mit einem letzten Teilprojekt (Kultur- und Wanderführer Safiental) das Interreg IIIB-Projekt „Walser Alps“ abgeschlossen, andererseits mit der Idee eines „Walserwegs Graubünden“ bereits ein längerfristiges Nachfolgeprojekt in die Wege geleitet, dessen Finanzierung bis Ende des Jahres gesichert werden konnte. An einer ganztägigen Retraite des Vorstands wurde die strategische Neuausrichtung
auf die Kulturlandschaft der Walser als zusätzliches Tätigkeitsfeld der WVG unterstrichen. Dazu passend, aber aus anderen Gründen, wechselte die Geschäftsstelle im April 2008 aus der Stadt Chur ins Dischmatal bei Davos.
In der Rheinschlucht bei Versam wurde am 8.8.08 der Kultur- und Wanderführer „Safiental – Ruinaulta“ feierlich der Öffentlichkeit vorgestellt. Als letztes Interreg IIIB-Teilprojekt ist damit eine Publikation für Gäste und Einheimische entstanden, die ihr Hauptaugenmerk auf die walserische Kultur in der Region Safiental richtet. Diese Arbeit sollte für unser Folgeprojekt „Auf Walserspuren durch Graubünden“ wegweisend sein. Die Idee eines Weitwanderwegs in 19 Etappen durch die Walsergebiete
Graubündens – mit Anschlussmöglichkeiten im Westen wie im Osten Graubündens! – konnte nach längerer Vorbereitungszeit, der Ausarbeitung eines Businessplans und schliesslich Sicherung der Finanzierung durch WVG, Bund, Kanton und Schweizer Berghilfe am 1. Jan. 09 in die Umsetzungsphase gehen. Als Projektleiterin wurde die Geographin Irene Schuler für 3 Jahre von der WVG verpflichtet. Grosse Hilfe bei den Vorbereitungen leistete die Fachstelle für Tourismus und Nachhaltige Entwicklung in Wergenstein, die nun mit der Ausarbeitung von Schwerpunktprojekten an den Etappenorten beauftragt wurde. Ziel des Projekts soll nicht allein eine weitere Wanderroute in den Alpen sein, sondern auch eine gezielte Wirtschaftsförderung jener Regionen, die ihr gewaltiges Potenzial einer gesunden und intakten Natur- und Kulturlandschaft (und der daraus gewonnenen Produkte) auf nachhaltige Weise touristisch nutzen wollen.
Weitere Vereinsaktivitäten in Kürze: Die WVG-Jahresversammlung fand am 7. Juni in Davos (Kongresshaus) statt. Wiederum fanden sich um die 300 Personen ein, um sich auf 3 Exkursionsmöglichkeiten die städtische wie die ländliche Seite von Davos vor Augen zu führen. Konrad Flütsch zeigte am 14. April in der gäbissnet vollen Mehrzweckhalle Küblis seinen Film „St. Antönien im Winter“. Über die Landesgrenzen hinaus beliebt ist unsere Schreibwerkstatt, die am 16.-18. Mai wiederum unter der bewährten Leitung von Erika Hössli und Erica Schmid Caprez in Splügen durchgeführt wurde. Am 15. Juni fand eine Lesung von Erika Hössli mit Texten aus ihrem Buch „Äs Ääli – Lexikon der sterbenden Wörter“ in Safien Platz statt. Am 21. Nov. 2008 wurde Erika Hössli der Anerkennungspreis des Kantons Graubünden verliehen.
Die Wanderung der Gruppe Prättigau/ Davos führte am 17. August von Davos Monstein über Jenisberg nach Filisur. Bei schönstem Herbstwetter besuchten die Bündner Walserinnen und Walser am 18. Okt. die frühere Walsersiedlung Palfries bei Sargans. Der Anlass wurde gemeinsam mit den Mitgliedern des Historischen Vereins Sarganserland, dem Heimatkundeverein Werdenberg und dem Förderverein Pro St. Martin i.C. durchgeführt. Gleichentags besuchte eine Walsergruppe aus Rimella das Safiental. Der Vortrag von Dr. Hansluzi Kessler am 3. Dez. in Schiers über die Hangrutschungen von Schuders beschliesst den Reigen der WVG-Veranstaltungen im Jahr 2008.
Von Mattli Hunger, Chur/Safien, erschien im Jahr 2008 die Publikation „Ärdenkt und ärzellt – Sòòfier Gschichtä vo äsiä und hüt“. Dem Buch beigegeben ist eine CD, auf der einige Geschichten, gelesen vom Verfasser, zu hören sind. Die Buch-Vernissage fand am 29. Nov. in Safien Platz statt. Der WVG-Sekretär referierte in Schiers (EMS), Davos Dorf und Chur (Kantonsschule; Lions Club), arbeitete an der soziolinguistischen Studie zum „Funktionieren der Dreisprachigkeit im Kanton Graubünden“ (publ. 2008) mit, gab die „Walser Mitteilungen“ Nr. 58 und 59 heraus, den Jahresbericht 2008, viermal die Walserseite der „Terra Grischuna“,erläuterte Walser-Wörter auf Radio Grischa und begleitete Exkursionen von Gymnasiasten und Seminaristen.
Die Mitgliederzahl der WVG ist im Berichtsjahr mit gut 2100 Mitgliedern stabil geblieben. Durch Fusion von Walsergemeinden ist deren Anzahl leicht zurückgegangen. Der WVG-Gesamtvorstand umfasst nach der Jahresversammlung vom 7. Juni 2009 in Splügen 13 Mitglieder. Cordula Hitz-Walser, Klosters erklärte nach 14 Jahren ihren Rücktritt aus Vorstand und Ausschuss und wurde zum WVG-Ehrenmitglied ernannt. An ihre Stelle trat Lukretia Sonderegger-Guler, Klosters. Als neue Vertreterin für das Rheinwald wurde Charlotte Allemann-Karrer in den Vorstand gewählt.
Seit dem 1. Mai 2008 befindet sich das WVG-Sekretariat in Davos (Walservereinigung Graubünden, Dischmastrasse 73, CH-7260 Davos Dorf). Die Bibliothek bleibt weiterhin an der Reichsgasse 10 in Chur.
Thomas Gadmer, Sekr. WVG